Uwe Rissiek stärkt sowohl Unternehmen, Organisationen als auch Privatklienten als Berater, Coach und Design Thinker. Er steht für Klarheit und schafft Orientierung, schätzt Vielfalt und Positivität. Mit Spaß, Freude am Tun und Kompetenz aus gut 30 Jahren internationaler Führungspraxis in Industrie und Dienstleistungsbranche (Automation, Software, Dienstleistung, Beratung, Innovation) ist er überzeugter Networker als auch Dozent (Universität/Akademien), Moderator, Speaker und Autor.
Druck von oben und von unten, Führungskräfte stehen in Zeiten des Wandels in der schwierigsten Situation, oder?
Ja, so nimmt es zumindest ein großer Teil von Menschen in Führungspositionen den Rollenkonflikt wahr. Steigende Anforderungen an die Kompetenzvielfalt (fachlich, methodisch, sozial, reflektorisch) engen die Spielräume zunehmend ein. Stichwort globalisierte, digitalisierte VUCA-Welt… das kann auf Entscheider in der Sandwich-Rolle schon bedrängend wirken.
Oft höre ich von Klienten auf die Frage nach den konkreten Arbeitsaufträgen Antworten, die teilweise als „schwammig“ daherkommen. Wir klären dann zunächst das SOLLEN – WOLLEN – KÖNNEN – DÜRFEN, um für mehr Klarheit zu sorgen.
Sie kennen das auch, es gehören immer Zwei dazu: Wer erzeugt diesen Druck tatsächlich? Und wie gehe ich mit diesem Druck um? Welche Erwartungen haben Bedeutung, welche sind weniger wichtig?
Fragen Sie sich einfach mal: Wer, außer ich selbst, zwingt mich dazu, in der Sandwichposition zu erstarren? Dieser Perspektivwechsel ist ein hilfreicher Schritt zur Selbstehrlichkeit. Aus meiner Erfahrung bewirkt auch ein zielgerichtetes Coaching nützliche Impulse, um wieder ins Handeln zu kommen.
Welche Eigenschaften sind für Führungskräfte besonders wichtig, um sich zu behaupten und für alle Seiten ein klares Profil zu behalten?
Klarheit schaffen, authentisch werden und bleiben. Als Teil der individuellen Grundhaltung ist dies aus meiner Sicht von zentraler Bedeutung, um die komplexe Mehrfachrolle auszufüllen. Und: Feedback einholen, den Chef, die Kollegen, die Mitarbeiter in den Lösungsprozess einbeziehen.
Mit etwas Mut gelingt es, die eigene Komfortzone vorteilhaft zu erforschen, indem ich z.B. mein Selbstbild durch wertschätzende Informationen aus dem Fremdbild anreichere und so mein Profil weiter kläre. Führung bedeutet auch, um Hilfe zu bitten! So zeige ich Stärke, denn ich habe eine klare Anforderung aufgrund meiner Reflexion. Und: Versetzen Sie sich in die Lage des Befragten. Wer möchte nicht in seiner Kompetenz wahrgenommen werden?
Wie lautet denn oft die Problemlage?
Zum Einen gilt es, ein motiviertes Team zu formen und zum Erfolg zu führen. Gleichzeitig drängt Verantwortung gegenüber Geschäftsführung oder Stakeholdern, damit Unternehmensziele erfüllt und Strategien entwickelt werden. Und wenn dann zwischen diesen Schraubstockbacken noch Platz für die eigenen Ambitionen bleiben soll, braucht es eine gehörige Portion Standhaftigkeit, Geschick und Energie.
Zunächst tun wir gut daran, zu akzeptieren, dass etwas ist, wie es ist: Wahrnehmen und Reflektieren, was die Doppelrolle mit mir konkret macht und wie ich darauf reagiere. Also fähig zur Selbstreflektion zu sein und sich einzugestehen, wie meine Bedürfnisse lauten. Wenn wir dann noch das Problembewusstsein bei uns UND anderen schärfen, wenn wir eine offene Kommunikation auf allen Ebenen (sowohl formell als auch informell) gestalten, sind gute Voraussetzungen geschaffen, der möglichen Konfliktvielfalt die Brisanz zu nehmen.
Ich empfehle, keinesfalls in die Opferhaltung zu geraten und im sogenannten „Dramadreieck“ Energie zu verschleudern! Vielmehr hilft, die Führungskultur aktiv zu gestalten. Wagen wir also einen Mutausbruch und dehnen wir gezielt die eigene Komfortzone!
Auch die Erfahrungen anderer nutzen uns; fragen wir doch einfach mal auf Augenhöhe nach: Kollegiale Beratung und Coaching sind inzwischen bewährte Mittel in zeitgeistigen Organisationen. Überraschende Ergebnisse und Motivationsschübe erlebe ich immer wieder, wenn meine Kunden neue Methoden wie z.B. Design Thinking ausprobieren. Auch Kompetenzvielfalt der Mitarbeitenden einzubeziehen, attraktive Rahmenbedingungen und ein zielorientierter Prozess sorgen für konkrete Ergebnisse und Freude am Tun.
Führungskultur lässt sich prägen, indem wir vorbildhaft mit der Herausforderung umgehen. Idealerweise stellt sich mit der persönlichen Rollenklärung auch der individuelle Führungsstil ein.
Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Skills, die Menschen in Verantwortungspositionen heute entwickeln müssen?
Drehen wir diese Frage einfach mal um: Wie gelingt es uns, unverantwortlich den Job so richtig zu versemmeln?
Indem wir z.B., die Interessen aller Beteiligten konsequent zu ignorieren, Erwartungen und Realitäten in Disbalance zu bringen sowie vereinbarte Regeln sämtlichst nur für die Anderen gelten zu lassen.
Meine Erfahrung lautet: Mensch in den Mittelpunkt rücken. Sich der Tatsache stellen, dass Einzelgenie immer mehr von Network Thinking abgelöst wird. Kernwerte vereinbaren und danach handeln. Eigene Motive, Antriebe und Ziele in den Unternehmenskontext bringen. Konfliktfähigkeit entwickeln und Selbstreflektion als Teil des eigenen Betriebsprogramms verstehen. Kooperative Grundhaltung kultivieren und kreative Neugier zulassen, wie es Kinder tun, indem sie forschend immer wieder nach dem WARUM fragen, und dabei das Problem HINTER dem Problem ergründen. Sanktionsfreie Irrtumskultur und Fehler als Lernchance verstehen. Neugierig bleiben, lebenslanges Lernen als Freude und Energiespender erkennen. Und eine gehörige Portion Humor lässt vieles erträglicher machen.
Die Aufzählung ließe sich fortsetzen, ohne an Wichtigkeit einzubüßen. Ich sehe hier keine digitale Antwort, da ich Führung und Verantwortung dynamisch wahrnehme. Veränderungsfähigkeit und Zukunftsfreude haben vielleicht das Zeug in der Überschrift aufzutauchen.
Mit welchen Maßnahmen und Tools können Personalverantwortliche sich ihre Führungsaufgabe erleichtern?
Erfolgreiche Führungskräfte bringen die richtigen Menschen im besten Moment für die passende Aufgabe zusammen und schaffen Rahmenbedingungen, in denen sich der Flow einstellt.
Mitarbeitende fördern und fordern, damit Delegieren im Sinne der Zielverfolgung gelingt. Dazu gehören klare Regeln, Erwartungen und Orientierung. Dann rennt das Team im Idealfall von ganz alleine und kollektive Leistungsfähigkeit wird gefördert. Klingt leicht. Verlangt jedoch Aufmerksamkeit, Zuwendung, Kontrolle und regelmäßiges Feedback.
Für Spaß am Gelingen sorgen und Konflikte rechtzeitig aufnehmen, damit frühe Lösungen für identifizierte Spannungsfelder Schadensbegrenzung schaffen. Einfach im richtigen Moment da sein… dann entstehen Mitarbeiterzufriedenheit und Qualität. Kunden werden das spüren und honorieren. Kandidaten, die Arbeitgeberattraktivität suchen, sind in diesem Sinne auch Kunden!
Immer wieder habe ich erlebt, wie wirksam tragfähige Netzwerke für Führungskräfte sein können, wenn sie regelmäßig gepflegt werden. Dieser Aufwand zahlt sich definitiv aus, Stichwort Reziprozität: Geben und Nehmen.
Führung ist eine freudvolle Aufgabe. Wenn sie gelingt. Dafür kann jeder für sich etwas tun.
Zum Beispiel Selbstwirksamkeit zu entwickeln und für fruchtbare Team-Bedingungen zu sorgen. Versteht sich der Chef als Coach, werden Erfolge für die Organisation im Allgemeinen und für Mitarbeitende im Speziellen deutlich wahrscheinlicher.
Ich bin überzeugt: Coaching-Kompetenz hilft Führungskräften, sowohl die Sandwich-Rolle zu packen als auch Führung von Mitarbeitenden in ihrer Vielfalt attraktiver zu gestalten. Die interne Loyalität insgesamt wird so maßgeblich gefördert.
Stabile Grundlagen für die individuelle Führungsqualität schafft beispielweise das vielseitige Zertifizierungsprogramm 'Loyal ge-|führt' mit sechs Tagesveranstaltungen, Potenzialanalyse, Planspiel 'Führung im Alltag der Schirrmacher Group und individuellem Coaching. Hier arbeiten Sie mit vier praxiserfahrenen Mentoren zusammen und treffen auf Gleichgesinnte aus unterschiedlichem Umfeld, was Ihren Erfahrungshorizont zusätzlich veredelt.