Kurz vorm Jahresende, wenn die meisten Menschen zur Ruhe kommen wollen und Frieden suchen, von mir ein paar Tipps, wie Sie Ihre Jahresabschlussfeier oder die letzten Begegnungen vor dem Abschied dieses Jahres und dem Neubeginn zu einem Loyalitäts-Booster werden lassen können.
- Betrachten Sie Loyalität weniger als Belohnung für vorangegangene Errungenschaften, sondern als essenzielle Grundlage für Leistungsbereitschaft. Das bedeutet, dass ich Sie darum bitte, Loyalität nicht als eine Form nachträglicher Güte oder Beurteilung zu gewähren, sondern Ihrem Team mit einer wohlwollenden, loyalen Haltung zu begegnen und sie in ihrer Arbeitsleistung und der Erfüllung ihrer persönlichen Bedürfnisse zu unterstützen.
- Loyalität und Lob sind nicht dasselbe. Lob ist eine Form der Bewertung. Loyalität hingegen ist die grundsätzliche Betrachtung des Menschen und seiner Performance. Mit ihrem aufrichtigen Interesse und Dankbarkeit werden Sie in den meisten Fällen mehr Loyalität von Ihren Mitarbeitenden erhalten als mit purer Anerkennung für deren Leistungen.
- Um dauerhafte Loyalität zu erhalten, bauen Sie nicht auf einmal einen riesigen Aussichtsturm, sondern schaffen Sie Leitplanken und Meilensteine am Rande des gemeinsamen Weges. So, wie es sich auch bei Feedback-Regeln verhält, sollten Sie Ihre Loyalität nicht nur bei formalen Anlässen und dem Mitarbeiterjahresgespräch zeigen. Vielmehr sollten kleine, loyale Gesten mehr und mehr zu Ihrem Alltagsverhalten werden, als fester Bestandteil Ihrer Führungskultur.
- Beachten Sie die Bewältigung der kleinen und großen Herausforderungen Ihres Teams. Feiern Sie Erfolge gemeinsam, wenn auch in kleinem Rahmen. Es zählt die Aufmerksamkeit und Würdigung der vielen kleineren Erfolgsmomente im Berufsalltag. In einem soliden Ausmaß gewürdigt, tragen diese regelmäßigen loyalen Gesten zum Bewusstsein aller Teammitglieder bei, dass beständige Fortschritte die Gruppe zusammenschweißen und gemeinsame Erfolge am meisten Freude bereiten. Damit wird Loyalität auch zu einem maßgeblichen Motivator.
- Verzichten Sie in Gesprächen soweit wie möglich auf Bewertungen und üben Sie sich im aktiven Zuhören. Indem Sie Ihr Verständnis für die Sichtweise Ihrer Mitarbeitenden durch interessiertes Nachfragen öffnen, werden Sie nachweislich erfahren, dass der Informationsfluss zu Ihnen besser wird und Ihre Leute kreative, eigene Lösungen für Problemstellungen entwickeln. Vor allem werden Sie deutlich spüren, wie sich die Loyalität zueinander weiter vertieft.
- Nur wer sich kennt, kann auch Loyalität zueinander entwickeln. Deshalb empfehle ich Ihnen, neben aller remote Arbeit, auch Gewohnheiten für Begegnungsräume mit dem Team zu schaffen. Denn anderenfalls (das erlebe ich leider häufig) entstehen über die Distanz, Unkenntnis und Unsicherheit eher mehr Abgrenzung bis hin zu Misstrauen und Argwohn.
- Wenn Sie Ihre Loyalität gegenüber Ihren Teammitgliedern begründen möchten, beziehen Sie sich am besten auf konkrete Situationen und die angemessenen Reaktionen Ihrer Mitarbeitenden statt auf deren Charaktereigenschaften. Gerade bei unseren sozialen Eigenschaften unterscheiden wir uns stark – und dennoch kann jede Eigenschaft in einer bestimmten Situation nützlich sein. Indem wir Charaktereigenschaften hervorheben, pauschalisieren wir etwas, das nicht auf alle Anwendungsbereiche passt. Deshalb sind Sie loyaler (auch allen anderen im Team gegenüber), wenn Sie sich auf Anlässe beziehen.
- Loyales Feedback konzentriert sich auf die positiven Beiträge Ihres Teams. Indem Sie versuchen, auch in Irrtümern Dinge ausfindig zu machen, auf die Ihr Team gemeinsam aufbauen kann. Damit wirken Sie der Tendenz in den Gehirnen entgegen, sich auf Negatives zu fokussieren und kurbeln die Eigenmotivation Ihrer Beschäftigten an.
- Irrtümern wohlwollend zu begegnen, ist nicht immer leicht, aber wichtig, wenn wir die Unternehmenskultur über die Quick Wins stellen. Gnade gegenüber Fehltritten fördert die psychologische Sicherheit und stellt damit auch eine wesentliche Grundlage für Loyalität dar. Auf Ihrem Weg zu einer lernenden Organisation ist es von hohem Wert, den Dialog über Arten und Folgen von Fehlern anzukurbeln. Gehen Sie auch offen mit Ihren eigenen Erfahrungen um und teilen Sie Ihre konstruktiven Lösungswege.
- Auch Loyalität kann Wellen schlagen. Wenn Ihr Unternehmen schon länger besteht, eine loyale Kultur aber noch in den Kinderschuhen steckt, probieren Sie die neuen Herangehensweisen erst im kleinen Kreis aus. Nutzen Sie beispielsweise erst loyale Methoden in Ihrer Gesprächsführung oder experimentieren Sie mit Mitarbeitenden, die Ihnen bereits loyal zugetan sind. Oft hat schon eine kleine Gruppe eine solche Strahlkraft, dass andere auf den Zug aufspringen wollen. Bewegen Sie durch Vorbilder zum Nachahmen.
- Führen Sie gemeinsam mit Ihrem Team ein Loyalitäts-Logbuch ein. Hier darf jeder Eintragungen vornehmen und Ihre kollektive Aufmerksamkeit wird auf Positives gelenkt. Das erleichtert die Wahrnehmung von loyalen Gesten und Momenten im Berufsalltag und schafft Ihnen zusätzlich ein Archiv, das Sie in Personalgesprächen zu Hilfe nehmen können.