Führung ist ethisch und entwickelt die Unternehmenskultur, das Management übernimmt mit der ökonomischen Dimension die Strategie. Führung kümmert sich um Menschen, der Manager dagegen um alles, was sich organisieren lässt.
Ihre Aufgaben als Führungskraft sind in gewisser Weise auch Ihre Rollen:
• Führung
• Management
• Fachkraft
• Mitarbeiter
• Repräsentant
• Vorbild
• Mensch
Eine Führungskraft benötigt vor allem soziale und der Manager insbesondere methodische Kompetenzen. Während wir methodische Kompetenzen – wie sie sich etwa in Projekten und Aktionen manifestieren – in unseren Ausbildungen und Studiengängen erwerben und zu steuern lernen, sind Soft-Skills weit schwieriger zu bemessen und zu bewerten. Lernen tun wir sie hauptsächlich im Tun, doch häufig ohne Reflexion, Steuerung und Kontrolle.
Schon allein deshalb kommen soziale Kompetenzen vielerorts zu kurz. Das heißt: In den meisten Unternehmen wird zu viel Management und zu wenig Leadership gelebt. Die Verteilung zwischen sachorientierter und beziehungsorientierter Herangehensweise liegt vielfach bei 80 zu 20 (Pareto-Prinzip). Die Konsequenzen machen sich viele nicht bewusst, denn unternehmerische Top-Performance braucht beides gleichermaßen: gute Führungskräfte und ein gutes Management. Unternehmen, die wirklich etwas bewegen und wachsen wollen, kommen nicht ohne ‚ihre Leute’ weiter. Strukturen und Prozesse nützen nichts, wenn die Mitarbeiter ihre Vorgesetzten nicht verstehen, ihnen nicht glauben, vielleicht noch nicht einmal eine gute Auffassung von ihnen haben. Wie will man auf Veränderungen einstimmen, ohne das Vertrauen der Belegschaft zu haben?
Immer noch beobachte ich, wenn eine Führungsposition zu besetzen ist, dass auch heute noch die beste Fachkraft zur Führungskraft komplementiert wird. Leider fehlt gerade sehr fachbezogenen Menschen oft die Führungskompetenz. Gerade sie neigen in ihrem gewohnten Qualitätsanspruch dazu, weiterhin alles selbst zu machen. Dabei ist die zeitlich und emotional Raum einnehmendste Aufgabe einer Führungskraft die Beziehungspflege und die Bestärkung der Teammitglieder in ihren eigenen Fähigkeiten.
Leadership ist Performance vor oft fachfremder Jury
Ob draußen oder drinnen im Unternehmen: Führungskräfte stehen ständig unter Beobachtung – doch zum Schauspiel darf es nicht werden. Der Wal-mart-Gründer Sam Walton sagte einmal: „Es dauert keine 14 Tage, dann behandeln die Mitarbeiter ihre Kunden genauso, wie sie selbst von ihrem Chef behandelt wurden.“ Vormachen funktioniert besser als vorschreiben. Schließlich heißt es nicht Vorwort, sondern Vorbild.
Dank der Spiegelneuronen können wir mitfühlen. Empathie ist uns angeboren. Menschen übernehmen automatisch Gefühle voneinander, die Emotionen gleichen sich an. Das heißt, wir erleben, was andere fühlen, in einer inneren Simulation. Dies führt oft zu einer Art emotionaler Ansteckung, zu spontaner Imitation, zum Gleichschritt und zur Kopie von Denken, Handeln und Gewohnheiten.
Führende als Stimmungsbarometer: Mensch sein zulassen
Kultur und Klima im Unternehmen sind direkt abhängig von den gelebten Werten und Umgangsformen der Führung und breiten sich ‚von oben nach unten’ aus. Gleichzeitig ist es immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie cool und emotionslos Manager oft wirken. Ich habe ein paar Verantwortungsträger erlebt, die ihre zwischenmenschlichen Gefühle beruflich praktisch abgestellt haben. Als gäbe es im Berufsleben kein schlimmeres Vergehen, als sich so zu zeigen, wie man ist. Schade, dass ich auch weiß, dass hin und wieder Umfelder geschaffen werden, in denen es tatsächlich zum Nachteil ausgelegt wird, wenn Menschen offen über ihre Entwicklungsfelder sprechen. Dabei habe ich für mich persönlich gelernt, dass sich gerade in der vermeintlichen Schwäche ungeahntes Potenzial zeigen kann.
Deshalb hier meine Einladung an Sie: Wenn Sie als Vorgesetzte Ihre Gefühle zeigen, kommt dies einer Einladung an Ihre Mitarbeiter gleich, es Ihnen nachzutun. So erreichen Sie nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz Ihrer Leute. Wenn Sie keinen offenen Raum für diese Art von Menschlichkeit zulassen, übertragen sich Konflikte im Team schnell auf die Sachebene. Am Ende diskutieren Sie stundenlang, ohne zu einer befriedigenden Lösung zu kommen. Weil auf der falschen Ebene nach einer Konfliktlösung gesucht wird.
In meinem Buch schreibe ich von der ‚Maskenexistenz’, hinter der auch ich mich selbst jahrelang versteckt habe. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass hinter einer Maske distanzierter Kontrolliertheit oft Selbstzweifel, Verletztheit und Einsamkeit vermutet werden. Und in Teilen stimmte das bei mir.
Doch mal ehrlich: Gefühle zu zeigen, macht verwundbar – es macht aber auch frei. Erst der bewusste Umgang mit den eigenen Gefühlen sorgt für Authentizität, und dies wiederum ist die Voraussetzung für Souveränität und Charisma. Und: Wer den Mut hat, seine Gefühle auszusprechen, weckt Sympathie. Und genau auf diese Weise schaffen Sie es, Menschen zu berühren, zu bewegen und zu überzeugen. Vertrauen entsteht, wenn Gefühle gezeigt werden. Fangen Sie an, von sich etwas preiszugeben. Man wird es Ihnen nachtun. Und gemeinsam können Sie dann die verborgenen Potenziale und Schätze heben, die längst in Ihrem Unternehmen schlummern.