Mitarbeiter kündigen nicht den Job, sondern sie kündigen ihrem Vorgesetzten. Deshalb sollte sich jeder mit Personalverantwortung fragen:
Was macht eine gute Führungskraft aus?
Nähern wir uns vielleicht erst einmal, indem wir herausfinden, was eine gute Führungskraft nicht machen sollte: Vorwürfe. Denn das hat auf Dauer gravierende negative Folgen – für den Mitarbeiter wie für die Führungskraft selbst.
In Büros kommt es fast unausweichlich zu vielen Vorwürfen, da hier Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen in der Regel acht Stunden am Tag miteinander auskommen müssen. Außerdem geht es im Job um viel, schließlich ist er für die allermeisten die finanzielle Grundlage für ihr Leben.
Jeder ist sich selbst der nächste und tendiert daher dazu, Schuld auf andere abzuwälzen.
Das gilt vielleicht noch verstärkt für Führungskräfte, die sowohl von unten als auch von oben Druck bekommen. Da verwundert es fast nicht, dass in einer Studie beinahe die Hälfte aller Befragten Arbeitnehmer angab, dass ihre Führungskraft häufiger unsachlich argumentiere und ihnen Vorwürfe mache.
Allerdings ist das – wir haben es fast geahnt – sehr kontraproduktiv: In einer Studie der Uni Mannheim wurden Probanden unabhängig von ihrer Leistung in der Test-Situation vorgeworfen, zu langsam zu arbeiten. Die Folge: Mit jedem Vorwurf sank die Leistung der Teilnehmer in der nächsten Runde, während ihr Stresslevel stieg; solange, bis die Probanden das Experiment erschöpft und frustriert beendeten. Denn das Gehirn wertet Vorwürfe wie Angriffe und schüttet Stresshormone aus. Das macht uns zwar körperlich schneller, aber geistig langsamer und unflexibler.
Ein Chef muss aufmerksam bleiben
Vorwürfe verursachen Stress. Und Stress gehört auch zu den Hauptgründen, warum Mitarbeiter kündigen. In einer Studie der Unternehmensberatung Compensation Partner und des Gehaltsportals „gehalt.de“ wurden über 1.000 Arbeitnehmer nach den Hauptgründen für ihre Kündigung gefragt; Mehrfachnennungen waren möglich. Jeder dritte Arbeitnehmer verließ demnach seinen Arbeitgeber wegen Überlastung:
- Knapp 13 Prozent der Befragten fühlten sich wegen zu vieler Überstunden überfordert, rund 20 Prozent litten unter Überlastung durch zu viel psychischen Druck.
Als Arbeitgeber solltest du auf Warnsignale achten, ob deine Mitarbeiter überarbeitet sind. Behalte die Überstunden eines jeden Einzelnen im Blick. Und ganz wichtig: Sprich regelmäßig mit jedem Kollegen über sein Arbeitspensum und darüber, ob ihn etwas belastet.
Unterforderung & mangelnde Wertschätzung
Andererseits fühlten sich aber ebenso fast jeder Fünfte auf der Arbeit unterfordert und gelangweilt. Ganz oben in der Top-10 der Kündigungsgründe beklagen die Kündigenden jedoch zu wenig Wertschätzung durch den Chef (45 %) und ein zu niedriges Einkommen (40,5 %). Damit einher geht wohl auch, dass über 38 % der Befragten ein besseres Angebot von einem anderen Arbeitgeber bekommen haben. Ohne dieses hätten die meisten wohl nicht gekündigt.
Ohne anderes Jobangebot würde nur rund ein Drittel der Befragten ihren jetzigen Arbeitgeber verlassen, heißt es in der Umfrage. Knapp 33 Prozent der Befragten sahen keine Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem alten Job.
Mitarbeiter ernst nehmen und binden
Damit Mitarbeiter gar nicht erst mit dem Gedanken spielen, zu kündigen, gilt es, früh die Initiative zu ergreifen und im regelmäßigen Austausch mit den Angestellten zu bleiben: Nur so kannst du die individuellen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Leistungen der Mitarbeiter wahrnehmen und das Positive in ihnen entdecken und weiter fördern. Sechs von zehn Mitarbeitern bindet eine aktive, ehrliche und offene Kommunikation an ihre Firma.
Auch mehr Geld (ohne dass der Arbeitnehmer betteln muss!), mehr Verantwortung im Betrieb, veränderte Arbeitszeiten oder schlicht ein „Danke, das war großartig!“: All das sind Möglichkeiten, um deinen Angestellten zu zeigen, dass du ihre Leistungen würdigst. Ideal dafür sind regelmäßige Feedbackgespräche. Dort kannst du dann auch die Aufstiegsmöglichkeiten besprechen – die sind nämlich der zweitwichtigste Grund, warum Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber loyal bleiben.
Jedem Dritten sind flexible Arbeitszeiten sehr wichtig. Und auch der Spaß am Arbeitsplatz sollte nicht zu kurz kommen – allerdings kann der andere Fehler nicht mehr wettmachen: Nur knapp 7 Prozent der Befragten wünschen sich einen Tischkicker oder einen Obstkorb im Büro.
In Einzelfällen spielen übrigens auch familiäre Gründe (11 %) oder gesundheitliche Probleme (4 %) eine Rolle bei der Kündigung; elf Prozent haben auch gekündigt, weil dem Unternehmen aus ihrer Sicht die Pleite drohte.