Sprachlicher Manipulation mit kommunikativer Klarheit begegnen

Schon lange arbeite ich mit Führungskräften und Unternehmenslenkern zusammen und muss gestehen, dass mir die Tragweite bewusster Kommunikation von Jahr zu Jahr prägnanter ins Auge und in die Ohren springt. Wie vielen Menschen ist ihre Art zu kommunizieren nicht bewusst?! Natürlich muss jeder ständig kommunizieren, ob man will oder nicht. Doch wie viel sich von dem, was und wie wir uns etwas sagen, unbewusst abspielt, ist drastisch. Wie viel kommuniziert jeder tatsächlich auf Autopilot, wenig reflektiert, wenig selbstkritisch... Für viele Menschen ist es gar nicht Bestandteil ihres Bewusstseins, die Muster ihres eigenen Kommunikationsverhaltens zu hinterfragen. Sie durchdenken wenig, vieles davon erst nachher und nicht vorher. Diese Menschen gehorchen scheinbar nur ihren Reflexen und setzen voraus, dass sie von ihren Mitmenschen sofort verstanden werden. Dieses Anspruchsdenken ist allerdings fehl am Platz: Fehlverstandene Kommunikation führt zu wirtschaftlichen Fehlern, vernichtet Arbeitsplätze und zerstört manche Arbeitsatmosphäre und Karriere.

 

Ein weiteres Phänomen, das uns die Ausweitung unseres Kommunikationsvermögens erschwert, ist, dass wir uns häufig in den immer selben Kreisen bewegen. Mit Menschen, die immer auf dieselbe Art, mit demselben Wortstamm, kommunizieren. Die sozialen Medien verstärken diesen Echoeffekt noch. Solche „geschlossenen Gesellschaften“ verhindern, dass sich das eigene Sprachverhalten relativiert. Beispiele gibt es unzählige: „Ein Sechserschlüssel ist besser als jede Nuss“, sagt der Handwerker. „Das ist nur so’n HKI-Error“, hört man aus der IT-Abteilung. „Derrida? Dazu empfehle ich eher Baudrillard“, könnte der Soziologie- oder Philosophie-Professor antworten.

 

Dort, wo eine Seite für die kommunikative Eigenart der anderen Seite erblindet, öffnet sich die Tür für manipulative Spielchen. Deshalb ist das Beste, das wir in allen Lebensbereichen tun können, unsere Kommunikation zu erweitern, zu flexibilisieren, für verschiedene Sprachmuster und Kommunikationstugenden zu öffnen; unsere eigene Kommunikationsfähigkeit zu erhöhen. Besonders wirksam ist bewusste und gekonnte Kommunikation gegenüber Manipulationsversuchen und Ignoranz. Letztere macht sich dadurch bemerkbar, dass komplexe Sachlagen zu stark vereinfacht werden. Ignoranten sind Simplifizierer der falschen Angelegenheiten. Wer mit sprachlichen Formeln à la „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „Das verstehen unsere Kunden nie“ daherkommt, will wahrscheinlich mundtot machen und eine Diskussion in seinem Sinne beenden. Doch was können Sie dagegen tun? Ich biete Ihnen heute zehn Faustregeln an, die Sie in Ihrer Kommunikation beherzigen können.

 

1.    Hinterfragen Sie Ihren eigenen Sprachgebrauch

 

Können Sie sich mit unterschiedlichsten Menschen, insbesondere außerhalb Ihrer gewohnten sozialen Kreise, unterhalten? Oder geraten Sie ins Stocken? Indem Sie den einen oder anderen Tag mal in ein anderes Milieu eintauchen, werden Sie sich Ihrer eigenen, möglichen „Sprachschwächen“ gewahr. Mit etwas Neugier werden Sie neue Weltsichten und andere Kommunikationsgebaren kennenlernen.

 

2.    Halten Sie Ihre Moralvorstellungen ein wenig im Zaum

 

Empörungsreflexe will ich es mal nennen, wenn man seine Reaktion auf mitmenschliche Eigenschaften nicht unter Kontrolle hat. Natürlich geht das jedem mal so. Doch auf Dauer entfernt das „hohe Ross“ und man bleibt mit seinen Überzeugungen allein zurück. Moral ist gut, Verurteilung ist zu viel des Guten. Das gilt für alle Seiten.

 

3.    Nehmen Sie die Kommunikation außerhalb von Argumenten wahr

 

In unserer Wissensgesellschaft verlaufen sich manche in dem Irrglauben, dass sich das gesamte Leben in Sachlagen, Fakten und Argumenten darstellen ließe. Weit gefehlt! Je tiefer ich in die Kommunikationskompetenzen eintauche, desto größer wird der Umfang der Kommunikation, die eben nicht auf Worten baut, sondern sich nonverbal, körpersprachlich, räumlich abspielt. Weniger ist mehr – und trifft meistens ins Schwarze.

 

4.    Sprechen Sie Offensichtliches aus

 

Das ist alles andere als üblich – und gerade deswegen so markant. Gerade dann, wenn es kommunikativ stockt, kann ein beobachtender Satz wie ein scharfes Schwert wirken: „Warum schauen Sie mich nicht an, wenn ich mit Ihnen rede?“ Das Offensichtliche auszusprechen, kann eine Situation komplett umdrehen – das Gegenteil von guter Miene zum bösen Spiel.

 

5.    Verlassen Sie sich nicht auf Zuhörerbereitschaft

 

Echt schön, wenn man (an-)gehört wird. Doch leider nicht selbstverständlich. Die meisten Menschen haben ein so lautes inneres Radio laufen, dass Sie kommunikativ deutlich dagegen anklingen müssen. Doch nicht mehr Worte, sondern weniger treffende Worte sind meist der Königsweg.

 

6.    Lassen Sie sich von Unsachlichkeit nicht aus der Bahn werfen

 

Wenn ein Angriff gegen Sie mit sachlichen Argumenten keine Erfolgsaussichten hat (weil sie wissen, wovon Sie reden), lässt sich vorhersehen, dass es unsachlich wird. Jetzt nicht beleidigt abbrechen! Das Spiel wird auf einer anderen Ebene weitergeführt. Das können Sie auch!

 

7.    Wertschätzen Sie ein sauberes Patt

 

Wer sagt denn, dass Sie immer für Lösungen zuständig sind? Vor allem, wenn es der anderen Seite nur um Selbstpositionierung geht? Manchmal, nur manchmal, kann es ein Zeichen von Stärke sein, jemanden sehenden Auges das Meeting an die Wand fahren zu lassen. Das wird einmal krachen. Ab dem nächsten Mal wird es besser.

 

8.    Langsam siegen

 

Kurzstreckenerfolge dank Schlagfertigkeit können viele. Doch eine Kommunikation durch die langsame Aneinanderreihung von Wörtern, inklusive systematischen Pausen, bei einem, nämlich dem springenden Thema zu belassen, will gelernt sein. Das nervt Sie selbst? Probieren Sie es aus: Das ist die Musik, auf die reagiert wird!

 

9.    Höflichkeit ist auch nur relativ

 

Auch unter Gebildeten gibt es grobe Klötze, das überrascht Sie nicht. Doch dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört (Plato gelesen?), ist nur die halbe Wahrheit. Wie man den Maßstab der Höflichkeit verteidigt? Indem man auch mal unhöflich wird! Und dann wieder Höflichkeit fordert. Ein wenig Dialektik möge gestattet sein.

 

10.    Nicht rechtfertigen

 

Der Grad ist schmal, denn in einem zivilisierten Dialog sind Begründungen angebracht. Ich sollte der anderen Seite mein Verhalten erklären können. Wenn dann aber Machtspiele inszeniert werden, wird eine Argumentation schnell als Rechtfertigung oder Entschuldigung verstanden – und raus ist man. Lieber vorsichtig sein mit allem, was als Rechtfertigung ausgelegt werden kann. Entweder zurückhalten oder klar in die Offensive gehen!

 

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