Hierarchien gehören im Job dazu. Doch wie reagieren Sie, wenn Macht in Ihrem Arbeitskontext gezielt ausgespielt werden? Wie reagieren Sie bei Grenzüberschreitungen durch andere? Was passiert, wenn die gesamte Unternehmenskultur unter den Machtspielchen einzelner Player leidet?
Typische Situationen für Machtausübung entstehen häufig in Druckmomenten: wenn Termine eingehalten werden müssen, wenn für bestimmte Deadlines auch mal Mehrarbeit angesagt ist – und wenn Ihre persönlichen Bedürfnisse hinter die Unternehmensziele rücken müssen. In kurzfristigen Ausnahmesituationen kennen wir das alle. Doch was ist, wenn Ihr Durchhaltevermögen in der Doppelbelastung nicht lange genug ausreicht und Sie Ihre Beförderung gefährdet sehen? In diesem Fall zieht diejenige oder derjenige, der widerspricht, den Kürzeren. Blieben Sie in einem solchen Fall dagegen folgsam und stellten Ihre eigenen Interessen dauerhaft hintenan, verlören Sie auf der einen Seite sicherlich Ihre Motivation und vielleicht auch Identifikation mit Ihrem Job. – Und auf der anderen Seite könnte es passieren, dass man Sie nicht mehr ernst nimmt, wenn Sie praktisch alles mit sich machen ließen. Dieses Dilemma lernen die meisten Menschen in ihrem Berufsleben kennen.
Drohungen bedeuten weniger Energieaufwand als lästige Diskussionen. Deshalb kommt es in vielen Unternehmen vor, dass Menschen in Machtpositionen ebendiese ausnutzen und ein Machtwort sprechen: ihr Team vor vollendete Tatsachen stellen oder ein klares Ultimatum setzen. Leider entspringt dieses Verhalten einem sehr kurzfristigen Blickwinkel, denn auf Dauer lässt das kein Angestellter mit sich machen. Doch was tun Sie, wenn es soweit kommt? Wenn, um Diskussionen zu vermeiden, der Machtmuskel gespielt wird?
Klarheit und Konsequenz in Ihrer Kommunikation
Vorgesetzten oder Projektpartnern mit einer klaren Haltung gegenüberzutreten, ist nicht immer einfach. Wenn Ihre Kommunikation als Widerstand gewertet wird, können die Folgen unangenehm bis gravierend sein. Weil Sie das sicherlich wissen, halten Sie sich möglicherweise zurück und riskieren damit Ihre Anerkennung. Denn keine Person von Format würde es zulassen, dass mit ihr gespielt wird.
Aus diesem Grund ist es wertvoll, erst einmal bei sich selbst anzusetzen: beim Faktor Angst. Was bewirken Ihre Befürchtungen vor der Bewertung Ihrer Vorgesetzten? Wird in Ihnen Angst ausgelöst – vor Arbeitsplatzverlust oder vor Diskriminierung? Es ist wichtig, dass Sie überlegen, bis zu welchem Punkt Sie bereit sind, Ihre Zeit und Ihr Wissen zu investieren – und wo Ihre Grenzen liegen. Wenn Sie ein Commitment mit sich selbst schließen, wo Ihre Grenze liegt, können Sie souveräner auf die Mehrbelastung reagieren und Vorgesetzten wie Teamkollegen konsequent auftreten. So signalisieren Sie, dass Sie grundsätzlich im Sinne des ganzen bereit sind, mehr zu leisten und gleichzeitig zeigen Sie, dass Sie sich nicht ausnutzen lassen. Mit dieser Haltung bekennen Sie sich zur Aufgabe bzw. zum Team, ohne die Augenhöhe zu verlieren.
Sollten sich die Machtspiele in Ihrem Umfeld häufen, vielleicht insbesondere durch Machtinhaber ausgespielt werden, so können Ihnen diese Empfehlungen helfen, sich klar und konsequent abzugrenzen.
- Benennen Sie das Machtspiel: „Ich empfinde es als Drohung, wenn mir Ultimaten gesetzt werden. Deshalb bin ich dafür, dass wir uns auf sachlicher Ebene begegnen und die einzelnen Punkte besprechen.“
- Bleiben Sie konsequent: Sollte Ihnen gedroht werden, neutralisieren Sie den Angriff durch eine differenzierte Aussage. „Ich schätze meine Arbeit sehr. Doch sollte die Belastung zum Dauerbrenner werden, würde ich...“
- Zeigen Sie Ihre Kompromissbereitschaft: Schlagen Sie einen Mittelweg vor. „Ich sehe eine konstruktive Lösung darin, vorerst unter der Woche länger zu arbeiten, dafür möchte ich die Wochenenden frei behalten.“
- Zeigen Sie die Folgen auf, die das negative Verhalten in Ihnen bewirken: Teilen Sie mit, welche Konsequenzen es für Ihre Arbeit hat und was es emotional bei Ihnen auslöst. „Ich kann meine Arbeit nicht konzentriert erledigen, wenn ich mehrfach täglich mit neuen Aufgaben konfrontiert werde.“
- Seien Sie konstruktiv: Versuchen Sie zu jedem Zeitpunkt, das Gespräch auf eine konstruktive Ebene zu bringen, indem Sie mit sachlichen Argumenten gemeinsam einen Kompromiss finden.
- Schaffen Sie Alternativen: „Ein Entweder-oder-Denken hilft uns in meinen Augen nicht. Wie wäre es, wenn wir noch einmal neu an das Thema herangehen?“
- Sprechen Sie über Ihre Wünsche: Teilen Sie möglichst neutral Ihre Beobachtungen und bekennen Sie sich zu Ihren Gefühlen und Wünschen: „Ich bin echt unzufrieden über den Zeitdruck, unter dem ich diese Aufgabe erledigen muss. Ich wünsche mir dafür mehr Unterstützung.“
- Vermeiden Sie Vorwürfe: Botschaften wie „Sie werden unsachlich“ bauen Barrieren auf. In der Ich-Form zu sprechen vereinfacht den Gesprächsverlauf. Gleichzeitig wirken Sie glaubwürdiger.
- Stellen Sie offene Fragen: „Wie sieht Ihrer Meinung nach ein guter Kompromiss aus?“, „Welche Regeln gelten hier?“ Damit signalisieren Sie ehrliches Interesse an einer einvernehmlichen Lösung.