Der Skurrilitätsmoment bei der Frage nach Loyaler Führung und Zusammenarbeit

Wenn ich das erste Mal in Unternehmen vorspreche und für loyale Führung und Zusammenarbeit plädiere, erlebe ich eine Reaktion sehr häufig: Ich werde mal eher schräg, mal nachdenklich, ungläubig oder bizarr angestarrt. Oft ist es nur ein Augenblick, bei manchen Gesprächspartnern dauert er etwas länger. Ich habe ihn den Skurrilitätsmoment getauft. Wenn die Geschäftsführung diesen Skurrilitätsmoment aushält und den Weg mit loyalworks® und mit mir weitergehen will, begegne ich ihm einmal öfter – nämlich dann, wenn mich die Belegschaft oder ein Teil davon beim Auftakt in den Team-Workshop beim Punkt Loyalität genauso anblickt. In dem Moment, in dem wir ins Tun kommen, ist er besiegt.

 

Das häufigste Anzeichen dafür, dass ich mit dem Konzept von loyaler Führung und Zusammenarbeit skurril auf Menschen wirke, ist tatsächlich Angst. Angst, dass die Führungskräfte ihnen nur deshalb ihre Loyalität ausdrückten, weil das innerhalb dieses Workshops von ihnen erwartet wird. Angst, die anderen könnten glauben, sie selbst seien dabei nicht aufrichtig. Angst davor, es würde negativ aufgenommen, wenn ich mir jemanden herauspicke, um ihn oder sie zu ermutigen.

Der zweithäufigste Aspekt des Skurrilitätsmoments ist ein Gefühl des Unbehagens. Ich bitte Menschen, etwas Neues auszuprobieren, und für die meisten Menschen fühlt es sich zunächst unnatürlich an, wenn sie eine neue Haltung und Verhaltensweise einüben.

 

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die meisten Menschen möchten positiv gesehen bzw. von anderen respektiert werden. Niemand mag es, wenn man seine Motive infrage stellt. Deshalb neigen die meisten Menschen zum Abwarten, bis sie schließlich das Gefühl haben, die anderen glauben, sie handelten aus den richtigen Motiven. Zweitens ist es uns peinlich, etwas zu tun, bei dem uns unbehaglich zumute ist, und versuchen dies zu vermeiden. Folglich warten manche tatenlos ab, bis dieses Gefühl vergeht – doch das geschieht selten, wenn man die Haltung nicht aktiv trainiert.

 

Um den Skurrilitätsmoment zu reduzieren, kann man ganz besonders eines tun: dazu stehen! Aufrichtigkeit – ganz besonders in punkto Loyalität – schafft nicht nur binnen Sekunden ein eigenes, besseres Gefühl, sondern entwaffnet auch das Gegenüber. Wer könnte Ihnen denn noch etwas vorwerfen, wenn Sie schon vorwegnehmen, dass Sie hier bewusst einen neuen Weg einschlagen?!

Hilfreich können Einleitungsworte sein, wie: „Ich weiß, dass Sie jetzt vielleicht denken werden, dass ich das nur wegen unseres Team-Workshops tue, aber ich schätze es wirklich, wenn Sie...“ Nach einer Weile sind sich alle Beteiligten bewusst darüber, dass jede und jeder Einzelne eine neue, loyale Haltung sowie loyale Verhaltensweisen für die interne Kommunikation und diverse Teamprozesse ausprobiert und empfinden es als normal.

 

Wenn ich Ihnen im Vorfeld noch etwas mitgeben kann, lassen Sie es eine gesunde Portion Gelassenheit sein. Nicht im Sinn von Nachgiebigkeit, sondern in Form eines wohlwollenden und loyalen Blickes auf Ihr Team. Nehmen Sie sich ein, zwei oder drei Bausteine aus dem Loyalitäts-Workshop heraus und wenden Sie diese jeden Tag an. Je regelmäßiger Sie kleine Loyalitätshäppchen in ihrem Team-Alltag verteilen, desto schneller verflüchtigt sich ein skurriles Empfinden. (Denn Ängste zerstreuen sich nicht von allein im Laufe der Zeit, sondern durch wiederholtes Einüben.)

Schließlich und endlich: Gehen Sie im Zweifelsfall immer davon aus, dass Ihre Kollegen und Mitarbeitenden es gut meinen und loyal zu Ihnen sind. Man braucht schon etwas Mut dafür, anderen am Arbeitsplatz zu zeigen, dass man sie schätzt, wenn das vorher nicht so praktiziert wurde. Ein Danke an diejenigen, die sich um loyale Führung und Zusammenarbeit bemühen, wirkt übrigens auch wunderbar auf die Loyalität!

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