Wohin mit der Angst?

Angst ist ein ständiger Begleiter des Menschen. Sie zu leugnen, wäre Irrtum oder Verdrängung. Ängste werden ursächlich durch den Mangel an Befriedigung von Grundbedürfnissen ausgelöst. Doch über diese Grundbedürfnisse hinaus sind die Gründe für Angst heute weitaus komplexer, insbesondere was unser Berufsleben betrifft. Auch hier stehen Zugehörigkeit und Beziehungen im Zentrum, wird die Autonomie des Einzelnen von Verlustängsten bedrängt, bleibt der Hunger nach Anerkennung durch den ständigen Druck auf den Selbstwert ungestillt – bei den Mitarbeitenden und bei den Führungskräften selbst.


Ursprünglich dient Angst also einem Schutzmechanismus. Doch viele Menschen im Arbeitsleben begleitet die Angst wie ihr eigener Schatten: Die komplexe Arbeitswelt ist so schnelllebig, Strukturen werden geändert und wieder aufgehoben, bevor man sich an sie gewöhnen konnte. Der permanente Druck, zu funktionieren und sich jederzeit neu anzupassen, erdrückt bei vielen Menschen die Kreativität und Leichtigkeit, die sowohl für Innovationen und Ergebnisse als auch für eine gute Arbeitskultur so dringend benötigt werden. 


Nach den Erkenntnissen aus der Evolution hätten die urzeitlichen Menschen ein ernstes Problem gehabt, wenn die Angst sie nicht vor Gefahren gewarnt hätte. Heute besteht nicht zwingend ein existenzielles Risiko. Doch wenn wir auf das Berufsleben blicken, wird das natürliche Gefühl der Angst von Führungskräften oft verdrängt. Wo Mut und Entschlossenheit gefordert sind und aktives Handeln erwartet wird  – insbesondere von Führungskräften, wirkt sich Angst oft als passive Lähmung aus. Es entsteht ein Hamsterrad aus Blockaden und unerfüllten Erwartungen, das die Wirtschaft in Schach hält. Daher ist die Frage berechtigt:


Ist Angst erlaubt?


Angst wird ähnlich tabuisiert wie Scheitern. Die Arbeitswelt von heute betrachtend, könnte man zum Schluss kommen, dass dort Angst bewusst geschürt wird. Vielerorts tragen unsichere Arbeitsverhältnisse dazu bei und übergeordnet sind es die ständig wechselnden politischen Richtlinien, die unser aller mentale Verfassung herausfordern. Die von Angst geprägten Stimmungen der Mitarbeitenden erhöhen folglich die Herausforderungen von Führungskräften um ein Vielfaches. Das führt dazu, dass die Führungskräfte, während sie den Druck und die Angst deutlich spüren, gleichzeitig angehalten sind, diese Emotionen nicht zu zeigen oder gar zuzulassen.


Angst hilft uns, Angst abzubauen


Betrachten wir Angst als Signal dafür, dass etwas zwischen der inneren Wahrnehmung und der äußeren Realität nicht stimmt. Sie entsteht, wenn uns etwas fehlt: Sicherheit, Klarheit, Orientierung. Gleichzeitig wirkt Angst destruktiv: Wir reagieren gehemmt und unkonzentriert. Wenn wir es hingegen schaffen diese Rastlosigkeit als Ratgeber wahrzunehmen, wandelt sie sich und wir können erkennen, womit wir umgehen und welche Bereiche wir aktiv gestalten sollten. 


Wie geht es Ihnen mit diesem unerwünschten Gefühl? Manchmal tut es gut, in geschützter Atmosphäre mit einer Außenstehenden über seine Ängste zu sprechen. Es einfach mal aussprechen ohne Angst zu haben, als blöd oder schwach angesehen zu werden, kann sehr viel bewirken. Beschreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen. Ich bin für Sie da!

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