Kennen Sie meine Erfolgsgeschichten aus Mitarbeitersicht?
Seit Januar 2019 portraitiere ich regelmäßig Unternehmen, die aus Sicht der beschäftigen ihre Arbeit hinsichtlich Mitarbeiterführung und Teamkultur richtig gut machen - zur Nachahmung empfohlen!
Doch in den letzten Wochen ist es deutlich schwieriger geworden, gutes Material und tolle Arbeitgeber für dieses Erfolgsgeschichten-Format zu finden.
Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass in vielen Unternehmen auch während der Covid-19-Pandemie eine gute, wertschätzende Zusammenarbeit zwischen Chefs und Angestellten stattfindet. Leider geht dies jedoch vielfach unter oder die Unternehmen haben einfach keine Zeit, ihren Lagebericht nach außen zu kommunizieren.
Deshalb möchte ich auf diesem Weg zu Ihrer aktiven Beteiligung aufrufen:
Was läuft in Ihrem Unternehmen hinsichtlich Teamwork gerade richtig gut?
Was hat sich durch die neuen Umstände vielleicht sogar verbessert?
Ein kurzer Überblick meiner Beobachtungen am Arbeitsmarkt
Seit vier Monaten hat uns das Coronavirus im Griff. Auch wenn in Europa immer mehr Maßnahmen gelockert werden, ist es nicht verschwunden. Weltweit schnellen die Infektionszahlen in die Höhe. Die WHO registriert erstmals mehr als 200.000 Neuinfektionen pro Tag. Unbestritten werden wir auch in den nächsten Monaten nicht zum „normalen Leben“ zurückkehren können. Und das wirkt sich stark darauf aus, wie wir arbeiten.
Konnte man anfangs noch mit einem Mix aus Überstunden abbummeln, Kurzarbeit, Home-Office und im schlimmsten Fall der ein oder anderen Kündigung das Unternehmen über Wasser halten, so muss jetzt doch eine langfristige Vision für die Zukunft her. Viele Unternehmen haben, wenn auch Hals über Kopf, gelernt, sich mit neuen, digitalen Tools zu arrangieren. Der Soziologe Harald Welzer stellt die Hypothese auf, „dass wir in zehn Wochen digitale Arbeitsformen durchgesetzt haben werden, wozu wir sonst zehn Jahre gebraucht hätten“.
Beim Ganzen sollten wir die menschlichen Aspekte nicht vergessen. Der Trendforscher Franz Kühmayer sieht in Krisenzeiten einen Charaktertest für Beziehungsgestalter. Denn: „Wir merken uns ja nicht nur, wie wir durch harte Zeiten gegangen sind, sondern vor allem auch: Mit wem!" Wer steht jetzt zu uns, hat Vertrauen?
Ich möchte mit den Optimisten unter uns - Menschen wie Organisationen - gemeinsam die Zukunft gestalten.
Da, wo es möglich ist, von Zuhause zu arbeiten, beschäftigen sich inzwischen viele Unternehmen mit der Frage, wie sie einen gelungenen Mix zwischen Heimarbeit und Präsenz im Büro erreichen können. Und wie die Mitarbeiter dennoch gut miteinander kommunizieren und interagieren können. Bisher hieß das New Work, als wäre es ein hehres Ziel in der Zukunft. Und jetzt ist die Zukunft plötzlich da. Auch wenn viele anfangs verzweifelt oder überfordert waren, so stellt man nach der Phase der Eingewöhnung doch vielerorts fest: Mit Selbstdisziplin und guter Organisation ist New Work schon machbar, jedoch nicht acht Stunden am Tag und schon gar nicht am Stück.
„Wenn unsere Beschäftigten in einer Rolle und Lage sind, die es ihnen erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten, und sie für immer damit weitermachen wollen, werden wir das möglich machen.“ Das verkündete Twitter Mitte Mai. Der Fokus liegt hier auf dem Wörtchen „wollen“: Entscheidend ist, dass nicht die Unternehmensspitze diktiert, was am besten für den Arbeitnehmer ist, sondern dass dieser - soweit möglich - selbst entscheidet. Unternehmen sollten auf das Verantwortungsbewusstsein ihrer Mitarbeiter vertrauen. Doch ist nicht die Aussicht auf „work from home“ viel weniger attraktiv als „work from anywhere“?
Genau dieses Weiterdenken schafft eine ernstzunehmende Grundlage für die Work-Life-Balance. Ich plädiere dafür, Angestellten ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lassen: Wem diese Freiheit zugestanden wird, liefert letzten Endes bessere Arbeitsergebnisse ab, weil er weiß, dass er sich auf das Vertrauen seines Arbeitgebers verlassen kann. Mitarbeiter, die glücklich und zufrieden mit ihrem Job sind, übernehmen nachweislich mehr Verantwortung und leisten bessere Arbeit.
Die Coronakrise hat uns in vielerlei Hinsicht gelehrt, dass Gewissheit ein Geschenk ist. Seit Wochen herrscht Unsicherheit in allen Lebensbereichen: Wann gehen die Kinder wieder in die Schule? Kann ich dieses Jahr meinen Geburtstag feiern? Wie sieht es mit dem Urlaub aus? Und kann ich mir das alles überhaupt noch leisten? Unsicherheit verlangt jedem ein hohes Maß an Flexibilität ab. Da wird alles nur zum Schlimmeren potenziert, wenn sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auch noch bekriegen. Vielmehr muss eine weiter- und tiefergehende Kooperation zwischen den beiden her, die wir zum Beispiel mit gezieltem Mentoring anbieten.
Ein paar konkrete Zahlen kommen aus Österreich: In einer Umfrage im April 2020 sagten dort 70 Prozent derjenigen Arbeitnehmer, die (überwiegend) im Home-Office arbeiteten, dass sie sich durch ihren Arbeitgeber fair behandelt fühlen. Gleichzeitig stimmten dieser Aussage nur 61 Prozent der am Arbeitsplatz Beschäftigten zu. Auch bei den Aussagen „Mein Arbeitgeber dankt Mitarbeitenden wie mir für ihren Einsatz während der Coronakrise“, „Es wird offen kommuniziert, dass die Arbeit von Mitarbeitenden wie mir wichtig ist“ und „Mitarbeitende wie ich erfahren in dieser Zeit größere Wertschätzung durch das Management“ liegen die Zustimmungswerte der Heimarbeiter im Schnitt rund zehn Prozent über denen der Präsenzarbeiter.
Dazu passt eine Umfrage aus dem Saarland vom Juni, wonach sich mehr als zwei Drittel der Beschäftigten (69 Prozent) wünschen, auch nach der Krise häufiger von Zuhause aus arbeiten zu können. Allerdings sieht das nur etwa die Hälfte der Arbeitgeber so. Erst ein Viertel der Betriebe haben überhaupt Regelungen zum Home-Office. Viele Arbeitnehmer beklagen sich daher über Unsicherheit in Bezug auf die Arbeitszeitregelung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. die Vermischung von Arbeit und Privatleben und eine mangelnde Führung im Home-Office.
Was ist der Unterschied zwischen einem Chef und einem Führungsmenschen?
In den sozialen Netzwerken finden wir jede Menge witzige Beiträge, die den Unterschied erklären: Ein Chef sagt Ihnen, was Sie tun sollen. Ein Führender inspiriert Sie dazu, es zu tun. In der Tat ist Führen und Managen nicht das gleiche. Zu einer loyalen Führung gehört in Coronazeiten immer die Frage nach dem Wohlbefinden des Gegenübers – ganz egal, ob es sich um einen Kollegen, Kunden oder einen flüchtigen Kontakt handelt. Wir sind achtsamer geworden – nicht nur mit uns selbst, sondern mit unserem ganzen Umfeld. Unabhängig davon, ob wir die Personen, denen wir begegnen, kennen oder nicht. Wir gehen als Gesellschaft weitgehend verantwortungsbewusst miteinander um und bringen Respekt und Verständnis füreinander auf. Diese Form der Empathie sollte selbstverständlich sein, blieb in der Vergangenheit aber häufig auf der Strecke. Und sie droht, mit dem (gefühlt nahenden) Ende der Pandemie wieder im Sande zu verlaufen.
Machen Sie nicht diesen Fehler. Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein, Empathie und Wertschätzung sind Ihre besten Begleiter – in der derzeitigen Situation und darüber hinaus!
Wer aus der Coronakrise gestärkt hervorgehen will, setzt sich jetzt mit seiner inneren Haltung auseinander. Wer jetzt optimistisch bleibt, Wege und Lösungen sucht und sich als Führungskraft seinen Mitarbeitenden gegenüber positioniert – Orientierung und Sicherheit bietet – wird langfristig profitieren. Jetzt ist die Zeit für alle gekommen, den Grundstein für die weitere Führung und Zusammenarbeit zu legen.
In meinem Buch Royal führen, loyal handeln - Nachhaltige Wertschöpfung für Ihr Unternehmen geht es um die grundsätzliche Einstellung zur Führung. Ich gehe auf Erfahrungen ein und beleuchte, wie neue Denkweisen und kleine Veränderungen im Führungsalltag nachhaltig die Arbeitszufriedenheit und die Loyalität zwischen Geschäftsführung/ Vorstand, Führungskräften und Mitarbeitenden steigern – zeit- und ortsunabhängig.